Geschichten

Dienstag, 22. März 2011

The last walk

She closed the long coat very carefully, no part of her body that was only scarcely covered by a little piece of silk was visible anymore. It lacerated her heart to go on this last walk. It was the last walk of this slavegirl. Silently, a tear emerged from her left eye, ran down her cheek and vanished into her long, thick hair. She raised her hand and disposed of the trace discreetly. Then she began to move towards the door, her steps were slow but steady.
When she came out of the building the sun was shining brightly. The women grimaced with uneasiness. Rain would have suited her much better. Dreading the upcoming events she came to a short hold, took a deep breath and seized the hand that was offered to her by the waiting man. He was a tall, brown-haired gentleman and the graveness in his face was seconded only by her. Together they walked down the alley silently.
About 20 minutes later the couple stepped into a courtyard and came to a stop. Without any word the women removed the cloak. She put it to a nearby chair and knelt down. Her head came to rest on a wooden block, her face turned to the left, her collared neck exposed. She couldn't stop the tears emerging from her big green eyes so she closed them and wept silently. The gentleman made no move and kept a straight face. While she was weeping out her fear and despair a heavily built man entered the yard. She didn't notice him at all. The look on his face was stern and he carried a massive axe. A short nod was given in the direction of the gentleman before he stepped to the weeping slave. Clumsy he bent down and whispered: „Are you afraid?“
Her eyes suddenly opened wide and leered at him. A loud howl was all the answer he needed. He petted her cheek in a comforting way. „Don't worry girl – it will be over quickly.“
„It's a waste“, the man murmured whilst checking the sharpness of his axe, „a shame“, he continued, „such a beauty...“
„Shut up and mind your own business“, hissed the gentleman fiercly, „I pay you well so do your job! She is mine, it's on me to decide her fate!“
His eyes narrowed and he swallowed hard when his gaze fell on her. She had once been his most precious possession. However these days were over now, it was time for a new life – without this slavegirl. The thought of cancelling all this and taking the girl home was intriguing. It would just need a snap of his fingers and she would stay at his feet, forever. Her destiny was truly in his hands.
He raised a gloved and just to let it sink again. Then he turned away abruptly. „Do it“, he commanded.
The heavy man shook his head disapprovingly. How stupid this man was. If he had such a pretty girl in his stock he would never even think of such foolishness, such waste. He shrugged, it was not his business to understand his client. Once again he looked down at the sobbing slave and felt a bit of pity.
Despite all the crying the women tried to stay at her place. She couldn't prevent to shiver vehemently but no thought of running away came into her mind. For all the failing this was her punishment. For all the love this was her reward. It would be over soon. She closed her eyes again to meet her fate.

Without further delay the massive man rose his axe and paused for what seemed an eternity. He had to aim very precisely. With one rapid movement the weapon went down. It was over.

The collar broke with a rattling noise followed by dead silence.

After a minute of recuperation the women rose gracefully and threw on her coat. She seized the hand that was offered to her by the waiting man and they set off home.
Goodbye Master, goodbye Mylady, the blacksmith called after them.

The sun was still shining brightly. Rain would have suited her much better.

Samstag, 5. November 2005

Fassade

Es ist dunkel. Still. Die Augen öffnen sich langsam. Sehen nichts. Ängstlich ziehe ich die Decke enger um mich. Starre in die Schwärze. Regungslos verharrend. Zu früh. Augen schließen sich wieder. Kein Schlaf. Starre weiter. Allein. Bin allein. Will ich nicht. Halte mein Kuscheltier fest. Fester. Will Licht machen. Kann mich nicht bewegen. Brauche viel Kraft. Sehr schwer. Schaffe es. Der rechte Arm hebt sich. Noch mehr Kraft. Stehe langsam auf. Licht. Grell. Hände pressen sich vor die Augen. Hinsetzen. Immer noch allein. Will ich nicht. Trotzdem allein. Tut weh im Herz. Drückt wie Bauchweh. Tränen. Herz sehr schwer. Tränen fallen auf die Hand. Tränen sehr leicht.
Aufstehen. Duschen. Zähne putzen. Anziehen. Hübsch machen. Nettes Mädchen. Lächelt so freundlich. Immer so fröhlich. Lieb.

Mittwoch, 5. Oktober 2005

Ein Sommertag

gehe durch meine Wohnung, ordne akkurat, ich werde nicht mehr zurück kommen. Ich ziehe ein dünnes, weißes Kleid an und lasse meine Haare offen herunter fallen. Ich laufe barfuß. Heute werde ich dich besuchen, es ist eine lange Reise, doch sie geht ganz schnell.
Kaum angekommen, sehe ich dich schon. Du siehst entzückend aus, mit deinen goldenen Locken, den strahlenden grünen Augen und dem süßen Stoffkittelchen, das dir deine Großmutter genäht hat. Du spielst mit deiner Mutter am Bach und freust dich, wenn du nass wirst. Ihr Gesicht ist rein und schön, noch nicht gezeichnet von Krankheit, Verlust, Medikamenten, Alkohol...ich möchte sie umarmen, ein letztes Mal, sie so in Erinnerung behalten, auch wenn die Erinnerung nicht mehr lange bestehen wird. Ich tue es. Sie sieht sich um, ein leiser Lufthauch hat sie gestreift...du kannst mich sehen. Du lachst und sagst „Mama, eine Fee“. Sie lächelt dich an und gibt dir einen Kuss.
Ich verstecke mich hinter den Büschen und beobachte dich. Deine Unbeschwertheit ist fast schon schmerzhaft, deine größte Sorge gilt den Blumen. Du bist so jung, noch nicht drei Jahre alt. Dein ganzes Leben liegt noch vor dir. Du bist so behütet und glücklich. Bald schon, es dauert nicht mal mehr zwei Jahre, wird sich alles ändern. Doch das ist nur der Anfang. Du wirst sie verlieren, deine Mutter. Erst langsam, dann immer schneller aber unaufhaltsam. Du wirst es nicht verstehen, noch zehn Jahre lang wirst du nicht aufhören zu hoffen, dass sie wieder kommt. Es wird dir weh tun, wenn die Erwachsenen sagen, dass es nicht geht.
Jetzt gehört dir die Welt und alles ist möglich.
Bald danach wird Ersatz gefunden sein, für die anderen, du wirst im Dunkeln schreien, dass es keinen Ersatz gibt und doch hast du keine Macht. Die PERSON, die für viele, doch nicht für dich, deine Mutter ersetzt, du wirst sie nicht lieben können. Sie wird dir die Unbeschwertheit ausprügeln, du wirst nicht viel zu lachen haben in diesen Jahren. Die Schule wirst du hassen, denn du bist klug und sie werden neidisch sein. Sie werden lachen, weil du keine Markenkleidung tragen wirst. Es wird dir sehr weh tun, wenn sie dich schlagen, sei es mit Händen oder mit Worten.
Irgendwann wird die PERSON dein Leben wieder verlassen, du wirst weinen, wenn du es erfährst und nicht wissen, warum. Aber bald danach, wirst du aufblühen und wieder fröhlich sein. Gleichzeitig entfernt dein Vater sich immer mehr von euch. Du wirst Verantwortung tragen, die du nicht tragen kannst und daran zerbrechen. Er wird dir nicht helfen, selbst wenn er möchte, er kann nicht. Die nächsten Jahre werden dennoch schön sein, denn eine liebevolle Frau wird sich um dich kümmern. Du wirst sie lieben können, nahezu wie eine Mutter, du wirst sie nie vergessen, auch wenn sie wieder fort ist.
Dann wirst du schon halb erwachsen sein. Du wirst sie vermissen aber sie wird nicht weit weg wohnen. Dein Leben wird nun nicht schlecht sein, du wirst immer Geldsorgen haben, das heißt dein Vater wird sie haben und es wird dich sehr belasten. Aber damit wirst du leben können. Deine Mutter wird nun auch wieder da sein, verändert und nicht sehr oft aber sie wird da sein.
Wenn du dann 14 bist dauert es nicht lange und ER wird in dein Leben treten. Zuerst wirst du dich freuen und verliebt sein. Dann wirst du Schmerzen spüren. Wieder. Und wieder. Du wirst Liebe und Hingabe mit Hörigkeit verwechseln. Du wirst dir, ohne mit der Wimper zu zucken anhören, dass er dir beschreibt, wie er dich brechen will. Du wirst brechen und gehorchen. Die Feministin in dir wirst du verdrängen und gehorchen. Deinen Drang nach Freiheit wirst du unterordnen und gehorchen.
Nicht lange danach wirst du umziehen müssen, weit weg von deiner Heimat. Du wirst es nicht wollen aber es bleibt dir nichts Anderes übrig. Die Schule wird wieder grausam sein aber es wird dir nicht so viel ausmachen. Du wirst es bis zum Abitur schaffen. Du wirst einen Mann kennen lernen, du wirst denken, dass es „der Eine“ ist. Du wirst ihn bis zur Selbstaufgabe lieben, bis du einsiehst, wie falsch das ist und welche Konsequenzen es hat. Du wirst reifen und eine erwachsene Beziehung führen, die vielleicht wirklich ewig hält. Deine letzten unschuldigen Wünsche werden sterben müssen, du wirst naiv daran klammern wollen. Es wird sehr schmerzhaft für dich werden und in dieser Welt wirst du dich nie vollkommen zu Hause fühlen. Du wirst dich nach dem Moment zurück sehnen, als du frei und glücklich am Bach gespielt hast.
Das Telefon klingelt, deine Mutter rennt ins Haus. Du sollst hier bleiben sagt sie und nicht weglaufen. Der mittelgroße schwarze Mischling bleibt bei dir. Ich komme hinter meinen Büschen hervor und versuche dich weg zu locken. Ich reiche dir die Hand und sage „Komm, ich zeig dir was“...du zögerst und ich flüstere „Du bist wieder hier, wenn die Mama kommt“...du schaust in meine Augen und lachst, erkennst du mich? Du nimmst meine Hand und wir gehen den Weg entlang, bis zur Gabelung, wo der Wald anfängt. Hier steht ein Tollkirschenstrauch. Deine Mutter hat dir immer wieder gesagt, wie gefährlich die Früchte sind und dass du sie nicht essen darfst. Ich pflücke ein paar und gebe sie dir. Deine Augen werden groß. „Die Mama hat gesagt, die darf man nicht essen...“ sagst du schnell und willst sie nicht nehmen. „Aber ich bin eine Fee“, antworte ich. „Ich kann sie süß und ungefährlich machen“. Sie werden dir schmecken. Ich nehme eine und esse sie. Als mir gar nichts passiert, bist du überzeugt und fängst an zu essen. Acht Stück habe ich dir gegeben, das sollte reichen. Deine Mutter kommt vom Haus her und sieht, wo du bist. Panisch kommt sie angerannt, zu spät. Du hast alle Früchte aufgegessen, liegst am Boden, hast Schmerzen. Sie schreit und weint. Ich fühle deine Schmerzen mit dir, doch verglichen mit dem, was du erdulden müsstest, wenn du weiter lebst, ist es süß. Die Nachbarin ruft den Rettungsdienst. Nach endlos langer Zeit kommen sie und bringen dich ins Krankenhaus. Dein Leben hängt am seidenen Faden, bald wird deine Existenz und alles, was aus ihr folgt ausgelöscht sein. Diese Hoffnung bringt ein Lächeln auf meine Lippen zwischen all den Schmerzen, die wir fühlen.
Ich winde mich in deinen Krämpfen...ich werde leicht, schwebe...sie haben dich gerettet.
Ich wache schweißgebadet auf, ich kann mich nicht mehr an meinen Traum erinnern, doch ich fühle Schmerz und Angst. Auf einmal erinnere ich mich an einen Sommertag in meiner Kindheit, als ich eine Fee sah, die mir Tollkirschen gab. Beinahe wäre ich gestorben.



Und nochmal eine kleine Geschichte von mir *lächel*...

Schreie

Sie neigte den Kopf leicht zur Seite und blickte zu Boden. Der erste Schrei traf sie, überflutete ihren Geist wie eine hässliche Welle, nichts war mehr da, denn der Schrei. Er breitete sich in ihr aus, bohrte sich langsam in ihr Herz; ihr wurde kalt.
Ihre langen Haare hingen rechts und links über die Schulter, sie waren ganz zerzaust und unordentlich. Sie gaben ihr ein wenig Schutz.
Die Angst fing an, sich in ihr breit zu machen, kroch aus ihrem Bauch heraus, in ihre Brust, ihren Kopf. Es wurde noch viel kälter.
Der Schrei war in ihren Ohren wurde lauter und lauter, sie hörte nichts anderes mehr, vor ihren Augen der weiße Schafwollteppich. Er verschwamm, sie nahm ihn nicht mehr wahr. Ihr Hals schnürte sich zu, sie spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Ihr Herz tat weh, einfach nur weh.
Sie wollte nicht weinen, denn das würde alles verschlimmern, doch sie hatte keine Chance. Unaufhörlich stiegen die Tränen in ihr auf, flossen aus ihren Augen und liefen über ihre Wangen.
Sie drehte den Kopf noch ein wenig mehr von der PERSON, dem Ursprung des Schreies weg. Doch ohne dass sie es verhindern konnte, fing sie an laut zu schluchzen, ihr Körper wurde unter dem Weinkrampf geschüttelt. Sie bemühte sich aufzuhören, mit aller Kraft, doch es gelang ihr nicht - es gelang ihr nie.
Die Schreie wurden mehr, wurden lauter. Sie wusste, der PERSON missfiel ihr Weinen.
Doch sie war ein Kind und verstand nicht. Sie fühlte nur. Und es fühlte sich so hässlich an.
Die vielen Schreie waren nun alles, was sie vernahm, sie konnte sonst nichts sehen, hören oder fühlen. Es war wie ein Wirbelsturm in ihrem Innern gemischt aus den Schreien, denen sie nicht entgehen konnte und ihrem Weinen.
Irgendwann war es vorbei, die PERSON hatte genug geschrien und das Kind hatte seine Lektion erhalten. Es würde jetzt brav sein und die Aufgabe, die ihm als Strafe zugedacht war, erledigen. Oder es würde in seinem Bett liegen und noch die Schmerzen der Schläge fühlen.
Sie wusste damals nicht, dass das alles nur ein paar Jahre dauern und dass die PERSON ihr Leben wieder verlassen würde. Dass sie auch glücklichere Zeiten erleben würde. Doch sogar jetzt noch ist sie wieder das kleine, hilflose Mädchen, wenn sie einen Schrei hört...

Schon damals liebte sie die Nacht, wo sie ganz alleine war und weinen durfte. In Stille. Ohne Schreie.

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